Die Sustainability-Leadership-Lücke: Warum Führungskräfte ihre Rolle neu definieren.

Der Wandel zu nachhaltigem Wirtschaften ist längst Realität. Doch viele Führungskräfte fühlen sich unvorbereitet. Was es braucht, um die ESG-Herausforderung zu meistern – und warum die Lücke gerade jetzt geschlossen werden muss.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit:
Führungsherausforderung Nachhaltigkeit

Es beginnt meist mit Zahlen. CO₂-Reduktionsziele. Diversitätsquoten. Governance-Standards. Die Zahlen sind präzise, die Erwartungen klar – doch für viele Führungskräfte bleibt Nachhaltigkeit diffus. Was bedeutet Nachhaltigkeit und in ihrer unternehmerischen Konsequenz ESG (Enviromental, Social, Governance) für meine Führungsrolle? Wie treibe ich ESG voran, wenn das Tagesgeschäft schon an der Belastungsgrenze ist? Die Nachhaltigkeits-Transformation fordert Führungskräfte auf mehreren Ebenen heraus:

Strategisch

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Reporting-Standard. Sie erfordert eine Neuausrichtung von Geschäftsmodellen, Produkten und Wertschöpfungsketten.

Organisatorisch

Teams erwarten klare Rahmenbedingungen, um Nachhaltigkeit zu leben – und fordern von Führungskräften, mit gutem Beispiel voranzugehen.

Persönlich

Nachhaltigkeit ist kein reines Managementthema. Sie erfordert von Führungskräften Haltung, Reflexion und Mut zur Veränderung.

Der notwendige Wandel ist gewaltig – und er ist nicht delegierbar. ESG ist zur zentralen Führungsaufgabe geworden. Doch genau hier zeigt sich eine entscheidende Lücke.

Die ESG-Leadership-Lücke:
Wenn alte Muster an neue Grenzen stoßen

Eine aktuelle Studie von Accenture und dem UN Global Compact zeigt, wie groß die Herausforderungen sind:

  • 91 % der CEOs berichten, dass zu viele konkurrierende Prioritäten sie daran hindern, Fortschritte beim Aufbau von Resilienz und Nachhaltigkeit zu erzielen.
  • 87 % der CEOs geben an, dass sie stärkere Szenarioplanung und analytische Tools benötigen, um Unsicherheiten in der Zukunft besser zu bewältigen – insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit.
  • Ebenfalls 87 % wünschen sich einen transparenteren Dialog, um die Bedürfnisse ihrer Stakeholder wirklich zu verstehen.
  • 94 % der CEOs sagen, dass ein Mangel an relevanten Kompetenzen im Team ihren Fortschritt behindert. Besonders kritisch: 91 % sehen das Fehlen von Nachhaltigkeitstalenten als entscheidenden Engpass. Hier ist vor allem auch Human Resources gefordert.

Warum fällt es Führungskräften so schwer, im Bereich Nachhaltigkeit zu führen?

  1. Nachhaltigkeit und in der Konsequenz ESG wird als Zusatzaufgabe wahrgenommen: Für viele Führungskräfte konkurriert ESG mit bestehenden Prioritäten. Es fühlt sich an wie „noch ein Projekt“, statt als integrale Führungsaufgabe.
  2. Kurzfristige vs. langfristige Denkmuster: Nachhaltigkeit entfaltet seine Wirkung langfristig. Doch der Fokus auf Quartalsergebnisse, Effizienz und unmittelbare Erfolge bleibt dominant. Dies zeigt sich auch in den unterschiedlichen Planungshorizonten: Eine Unternehmensstrategie hat heute in der Praxis einen Planungshorizont von 2-5 Jahren, Nachhaltigkeitsstrategien zielen meist auf 2030 oder 2040 ab.
  3. Unsicherheit durch fehlende Kompetenz: ESG bringt neue Begrifflichkeiten, Indikatoren und Erwartungen mit sich. Viele Führungskräfte fühlen sich unsicher und suchen Orientierung. Die Konsequenz aus der fehlenden Kompetenz und Orientierung ist es, dass es für Führungskräfte sehr schwer wird, ESG-Entscheidungen zu treffen. Dies reicht von der strategischen Ausrichtung über organisatorische und operative Aspekte bis zur Auswahl der richtigen Mitarbeiter:innen, wenn es um Nachhaltigkeit geht.

Die Konsequenz? ESG-Initiativen bleiben fragmentiert, Glaubwürdigkeit schwindet und das Vertrauen in Führung wird erschüttert. Dabei ist es genau jetzt, inmitten multipler Krisen und wachsender Erwartungen, dass Unternehmen Führung brauchen, die überzeugt, inspiriert und navigiert.

Führung im Wandel:
Warum ESG ein neues Verständnis von Leadership erfordert

Das Missverständnis von ESG ist, dass es primär „Technik“ sei – ein Datenthema, ein Compliance-Fokus. Die Wahrheit ist: ESG ist vor allem auch ein Menschen- und Führungsthema.

Sustainability Leadership verlangt von Führungskräften:

  1. Klarheit in der Strategie: Nachhaltigkeit muss Teil der Unternehmens-DNA werden. Was sind unsere Prioritäten? Welche Nachhaltigkeitsziele zahlen auf unsere Geschäftsstrategie ein?
  2. Kommunikative Stärke: Die „WHY“-Frage, „Purpose“ ist zentral. Mitarbeitende, Investor:innen und Kund:innen müssen verstehen, wie ESG das Unternehmen verändert – und was das für sie bedeutet.
  3. Mut zur Veränderung: Nachhaltigkeit fordert Entscheidungen, die nicht immer einfach sind. Mut, kurzfristige Kompromisse zugunsten langfristiger Ziele zu schließen, wird zur Schlüsselkompetenz.
  4. Authentizität und Glaubwürdigkeit: ESG lässt sich nicht „verordnen“. Führungskräfte müssen die Werte, die sie kommunizieren, auch leben. Nur so entsteht Vertrauen.

Was Führungskräfte jetzt tun können

Die gute Nachricht: ESG erfordert keine „perfekte“ Führungskraft, sondern eine reflektierte. Der erste Schritt ist, die eigene Rolle neu zu definieren:

  • ESG verstehen: Nachhaltigkeit ist kein Randthema, sondern eine Führungsdisziplin. Führungskräfte sollten ESG als Teil ihrer Verantwortung begreifen – nicht nur als Aufgabe der Compliance-Abteilung.
  • Lernen und Orientierung schaffen: ESG-Wissen ist erlernbar. Führungskräfte müssen sich die Zeit nehmen, zu verstehen, was Nachhaltigkeit für das Unternehmen und ihre Teams bedeuten.
  • Den Wandel vorleben: Mitarbeitende folgen Menschen, nicht Zahlen. Führungskräfte, die glaubwürdig für Nachhaltigkeit einstehen, erzeugen die notwendige Dynamik im Unternehmen.
  • Teams befähigen: Führung bedeutet nicht, alle Antworten zu haben. Es bedeutet, die richtigen Fragen zu stellen und Teams zu befähigen, die Transformation aktiv zu gestalten.

Fazit: Führung ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Nachhaltigkeits-Transformation

Die ESG-Leadership-Lücke ist kein vorübergehendes Phänomen. Sie ist ein Symptom für ein tieferliegendes Problem: die Kluft zwischen alten Führungsmodellen und den neuen Anforderungen der Transformation.

Führungskräfte stehen vor einer der großen Herausforderung ihrer Karriere – und zugleich vor einer großen Chance: Die Zukunft zu gestalten. Die Werte zu leben, die sie kommunizieren. Den Wandel anzuführen, den Unternehmen jetzt brauchen.

ESG ist kein Projekt, das „irgendwann“ erledigt wird. Es ist die neue Realität.
Die Frage ist nicht, ob Sie als Führungskraft handeln. Sondern: Wie gestalten Sie den Wandel – und was für eine Führungspersönlichkeit werden Sie dabei sein?

Wenn Sie sich diese Frage stellen und dabei Orientierung, Sparring oder konkrete Ansätze für Ihre Führungsrolle in der Nachhaltigkeitstransformation suchen, unterstützen wir Sie gerne.

Unser Angebot Enabling Sustainability Leadership hilft Ihnen, Klarheit zu gewinnen, Ihre strategische Ausrichtung zu schärfen und Ihre Führungskompetenzen gezielt weiterzuentwickeln.